Die Tränen der Pythia - Presse, Radio, Fernsehen

Rheingau Echo über die Premiere vom 9.April 2006 mit Rezension des Buches:

 Geschichtskrimi um das Orakel von Delphi

 Rainer Kilian präsentiert zweiten Roman „Die Tränen der  Pythia“


Der Geisenheimer Friseurmeister und Freizeitautor Rainer Kilian hat nach seinem Erstling „Regen am Nil“ dieser Tage seinen zweiten Roman mit dem Titel „Die Tränen der Pythia“ veröffentlicht. Das Buch handelt vom Orakel von Delphi, der in der Landschaft Phokis am Südhang des Parnassos gelegenen bedeutenden altgriechischen Tempel- und Kultstätte. In einer Art Geschichtskrimi spürt sein Verfasser, ein begeisterter Griechenland-Liebhaber, dem Mysterium dieses heiligen Ortes nach, indem er Erzählung, antike Schriften und neuere Forschungsergebnisse auf unterhaltsame Weise miteinander verknüpft.

Nach der Freilegung der Kultstätte durch französische Archäologen zu Beginn des letzten Jahrhunderts und mit dem aufkommenden Fremdenverkehr hat sich das Orakel von Delphi in der Gegenwart zu einer touristischen Attraktion ersten Ranges entwickelt. Der regelmäßige Griechenland-Reisende Rainer Kilian ließ sich bei seinen eindrucksvollen Begegnungen mit diesem historischen Ort zur Arbeit an seinem zweiten Roman inspirieren.

„Die Tränen der Pythia“ ist mit seinen gleichbleibenden Hauptfiguren Felix Menzl und Melina Polatidou als Fortsetzung von „Regen am Nil“ konzipiert, doch können beide als eigenständige Werke gelesen werden. Im ersten Roman lernt der unter seltsamen Visionen leidende Antiquitätenhändler aus dem Rheingau auf der griechischen Insel Ios die promovierte Archäologin kennen und lieben, wo beide seither zusammen leben. Auch beim gemeinsamen Abenteuer um das Orakel von Delphi setzen heftige Visionen von Felix die antike Zeitreise nach der Spurensuche des Mysteriums in Gang.

Äußerer Auslöser für die Angstträume des Deutschen ist ein Erdbeben, welches das Archäologenpaar während eines Aufenthaltes in Athen im Mai 2003 erlebt. Das Beben hat mit seinem Epizentrum weite Teile der Umgebung des Orakels von Delphi verwüstet. Die Expertin Melina stellt bei ihrer genauen Recherche vor Ort freudig erstaunt fest, dass die antike Kultstätte nahezu unversehrt geblieben ist. Dennoch deuten die heftigen Visionen von Felix auf ein schreckliches Geheimnis rund um das Orakel hin, um dessen Entschlüsselung sich das Paar bemüht.

Die Archäologin Melina setzt bei ihren Untersuchungen in den Überresten des Apollontempels ganz auf die Methodik moderner naturwissenschaftlicher Forschung, indem sie geologische Strukturen studiert und durch die Bestimmung entnommener Wasser- und Gesteinsproben exakte Rückschlüsse zieht. Mit ihrer analytischen Vorgehensweise versucht sie den subjektiven Angstträumen ihres Partners, für die es im Lichte der Erfahrung keine Erklärung zu geben scheint, ihren Schrecken zu nehmen.

Zwei Erkenntnisstrukturen, so veranschaulicht es uns der Autor dieses Romans, stehen sich diametral gegenüber. Auf der einen Seite das rauschhafte Erleben Felix Menzls mit seinen heftigen Visionen, die es zu enträtseln gilt und auf der anderen Seite die wissenschaftliche Betrachtungsweise von Melina, die sich mit exakten Ergebnissen der Wahrheit zu nähern versucht. Das gegenseitige Vertrauen, das sich das Liebespaar bei ihrer gemeinsamen Rätselsuche entgegenbringt, hilft ihnen bei der Überwindung der im Grunde gegensätzlichen Betrachtungsweisen.

Während die Einheimischen den Nachforschungen der Fremden in ihrem Naturheiligtum mit Skepsis begegnen, steht den beiden ein grauer, bärtiger Mann mit einem Holzstab und durchdringenden Augen hilfreich zur Seite. Die ärmliche Figur namens Georgios Kritikos, die landläufig als Dorf-Irrer eingeschätzt wird, bestärkt Melina und Felix darin, dass sie dem Rätsel auf der Spur sind. Er spricht ihnen gegenüber von den „Tränen der Pythia“ und davon, dass Apollon die Sehenden liebt.

Der Autor Rainer Kilian fügt der Lösung des Geschichtskrimis am Ende im zweiten Teil seines Romans eine kulturgeschichtliche Perspektive auf das Orakel von Delphi hinzu. Das Naturheiligtum als Ort der Weissagung hat sich im Laufe der Zeit zu einer Stätte politischer Macht entwickelt, um deren Besitznahme religiöse Kämpfe und zahlreiche kriegerische Eroberungen geführt wurden. Dass diese historische Kultstätte über mehrere Jahrhunderte mit dem Blut vieler unschuldiger Menschenopfer getränkt wurde, wird dem Leser in den Kapiteln „Feuer und Schwert“ sowie „Schuld und Sühne“ deutlich gemacht.

Insgesamt ist dem Geisenheimer Rainer Kilian mit seinem zweiten Roman „Die Tränen der Pythia“ ein ebenso spannend zu lesendes wie im wahrsten Sinne des Wortes aufklärerisch wirkendes Buch gelungen. Der Autor hat dem Roman die auf Chilon von Sparta zurückgehende Maxime „Erkenne dich selbst“ als Motto vorangestellt, an dessen hehren Anspruch sich sein Schreiben durchaus messen lassen kann. Bei der gut besuchten Präsentation seines Buches im Kulturtreff „Die Scheune“ konnte Rainer Kilian mit aufschlussreichem Bildmaterial und erläuternden Ausführungen einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis seines Buches leisten.

Rainer Kilian: Die Tränen der Pythia. Roman. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2006, 260 S., Paperback, ISBN: 3-8334-4623-4. Preis: 17 Euro.

Die Rezension verfasste der Leiter der Stadtbücherei Geisenheim, Horst Falker.


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