Die Tränen der Pythia - Presse, Radio, Fernsehen

Am Donnerstag, dem 16. März 2006, erschien ein Artikel im Wiesbadener Kurier und auch im Wiesbadener Tagblatt 

Geheimnis des Orakels gelüftet

Geisenheimer Friseur Rainer Kilian stellt seinen zweiten Roman vor


Schneidet nicht nur, sondern schreibt auch: Rainer Kilian, Friseur aus Geisenheim, hat jetzt seinen zweiten Roman vorgelegt.
Foto: RMB/Margielsky

GEISENHEIM Rainer Kilian ist Friseur und Autor. Jetzt ist sein zweiter Roman "Die Tränen der Pythia" erschienen. Für das spannende historische Buch, das er innerhalb von zwei Jahren schrieb, recherchierte der 42-Jährige auch in Griechenland.

Von Christine Dressler

"Es ist wie Weihnachten." Strahlend drückt Kilian seinen frisch gedruckten, soeben ausgelieferten Roman im Friseursalon an sich, den sein Großvater vor 79 Jahren gründete. Dann entschuldigt er sich und spurtet in seine Wohnung voller Geschichtsbücher hoch, um bei der dreijährigen fiebernden Tochter zu sein. Leonie hat er das 260 Seiten starke Werk gewidmet. Es ist die Fortsetzung von "Regen am Nil", aber doch ein eigenständiger Roman. Während der Erstling im alten Ägypten spielt, deckt das Archäologenpaar Felix Menzl und Melina Polatidou diesmal die Geschichte des Orakels von Delphi auf.

Kilian erzählt am Beispiel der Pythia, der Amtsdienerin Apollons, von dem heiligen Ort, der sich vom Naturheiligtum zum politischen Zentrum der Antike entwickelte. Ganz aktuell spiegelt er dabei wider, welche Folgen "Fanatismus im Namen Gottes" hat, der den Glauben der Menschen zu niederen Zwecken, Krieg und Machterhalt, instrumentalisiert. Eingewoben in Naturkatastrophen, Visionen, Mythen, Liebe und Abenteuer bis zum Drachenkampf lüftet der fundierte Geschichtskrimi das Geheimnis des Orakels, indem er einen Bogen zur Neuzeit schlägt.

"Es war keine Furcht in seinen Augen zu sehen, obwohl seine Aufgabe ungeheuerlich war", beginnt der Roman mit dem Widmungszusatz "Erkenne dich selbst". Für das auf Zahlen konzentrierte Fach Geschichte habe er sich als Schüler nie interessiert, aber für die Menschen, verrät Kilian. Hier sieht er auch die Verbindung zwischen Beruf und Hobby. "Ich glaube, wenn ich nicht Friseur gelernt hätte, würde ich nicht schreiben", überlegt er und erklärt: "Einen guten Friseur macht aus, dass er auf Menschen eingehen, ihnen zuhören kann." Diese Neugier auf die Menschen "hinter den alten Steinen" habe er auch verspürt, als er Griechenland bereiste, wo über einen Onkel angeheiratete Verwandtschaft lebt.

Der für ihn "überraschende Erfolg" seines Erstlings, "Regen am Nil", an dem er 16 Jahre arbeitete, davon allein sechs Jahre schrieb, habe ihn motiviert, weiter zu machen, zumal er mittlerweile in allen technischen Fragen, von der aus übereinander gelagerten Fotos selbst angefertigten Umschlaggestaltung bis zur Veröffentlichung, versiert ist. So veröffentlichte er 2005 nebenbei den prämierten Kurzkrimi "Max der Pinguin" in "Mörderisches Wiesbaden 4". Meist schreibe er abends und nachts am Laptop und im Urlaub auf Papier, "also dann, wenn andere Leute lesen". Zuerst recherchiere er und baue ein Handlungsgerüst auf, in das er gesammelte und ständig weitere Ideen einfüge.

Die Kreativität liegt in der Familie. "Mein Vater war musisch talentiert, im Gesang- wie im Karnevalverein aktiv, meine Mutter, die noch im Geschäft mitarbeitet, zeichnete früher viel und mein Bruder ist Lektor bei einem politischen Verlag im Badischen", erzählt der Ehemann einer Verwaltungsfachwirtin. Mit dem Schreiben wolle er "auch etwas Bleibendes hinterlassen". Nachdem er "jahrelang Griechisch an der Volkshochschule lernte", beschäftigt er sich jetzt mit Hieroglyphen.

"Ich habe noch viele Ideen und sammele jetzt schon wieder wie ein Eichhörnchen welche für mein nächstes Buch", verrät Kilian. Das wird erneut im Ursprungsland des Friseurhandwerks Ägypten spielen und die Geschichte anhand des Friseurs am Hof des Nachfolgers der Pharaonin Hatschepsut erzählen, der zentralen Figur im ersten Roman. So werde "der Kreis zwischen meinem Beruf und Schreiben geschlossen".

Am 9. April stellt Rainer Kilian sein Buch im Geisenheimer Kulturtreff "Die Scheune" um 15 Uhr vor. "Die Tränen der Pythia", ISBN 3-8334-4623-4, 17 Euro, gibt es bei der Lesung, im Buchhandel, im Friseursalon und Internet: www.DieTraenenderPythia.de
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