Regen am Nil-Pressestimmen

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 Wiesbadener Kurier vom 27.3.2004    Rainer Kilian mit seinem Erstlingswerk, dem Roman "Regen am Nil".

 Schere mit der Feder getauscht

Geisenheimer Friseur Rainer Kilian hat seinen ersten Roman geschrieben

GEISENHEIM Ein Friseur geht unter die Schriftsteller: "Regen am Nil" heißt das Erstlingswerk von Rainer Kilian, das derzeit auch auf der Leipziger Buchmesse präsentiert wird.  
Von Kurier-Mitarbeiterin Mareike Russler

Dass der Friseur der Psychologe seiner Kunden ist, ist allseits bekannt, doch dass der Meister der Haarkunst die Schere mit der Feder tauscht und sich unter die Literaten mischt, ist wohl eher ungewöhnlich. Nicht so allerdings für den Geisenheimer Friseur Rainer Kilian: "Wer gut zuhören kann und ein Menschenfreund ist, der kann auch Geschichten erzählen", meint er. Dass er damit richtig liegt, wird künftig keiner mehr in Frage stellen, denn kürzlich brachte Kilian seinen ersten Roman "Regen am Nil" auf den Markt.

Angefangen hat alles 1987 mit einem Urlaub in der Türkei, bei dem er die griechisch-römische Siedlung Ephesus besuchte. "Dort hatte ich plötzlich ein Déja-vu-Erlebnis und das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein", erzählte Kilian. "Da ich nicht besonders spirituell veranlagt bin, habe ich die Situation nicht überbewertet, sondern eher als amüsant empfunden." Dennoch ließ ihn dieser sonderbare Urlaubsmoment nicht mehr los, und elf Jahre lang entwickelte sich daraus eine Geschichte in seinem Kopf.

"Ich hatte zunächst allerdings nur die Handlung konstruiert, die Personen darin fehlten zu diesem Zeitpunkt noch", erklärte Kilian. Dies änderte sich, als ihm eine Biographie der Pharaonin Hatschepsut in die Hände fiel und sich die Lebensgeschichte dieser außergewöhnlichen Frau wie von selbst in die Geschichte einfügte. "Die Religion der alten Ägypter sah nur männliche Pharaonen vor, und so war es etwas sehr Revolutionäres, dass Hatschepsut 25 Jahre lang dieses hohe Amt einnahm", erklärte Kilian. "Damals war das befremdlicher als es heute ein weiblicher Papst wäre."

Dass Kilian seinen Roman in den Zauber vergangener Jahrtausende hüllte, kommt nicht von Ungefähr. Beruflich und privat viel gereist, besuchte er Kulturstätten in Griechenland, machte sich in Ägypten auf die Spuren des antiken Theben und erkundete das Tal der Könige. Während so die bereits im Kindesalter vorhandene Faszination für die Antike wuchs, sieht Kilian darin auch Parallelen zu seinem Beruf: "Die Ursprünge der Kosmetik stammen aus Ägypten", erklärte er. "Die Menschen trugen Perücken und erzielten durch Schminken eine antibakterielle Wirkung."

Das Reisen spielte für die Entstehung des Romans in jeder Hinsicht eine besondere Rolle, und so verwundert es nicht, dass auch das erste Kapitel im Urlaub zu Papier gebracht wurde. Aus den ersten, 1998 am Strand von Ios niedergeschriebenen Zeilen wurde ein vielschichtiger Roman, in dem sich Historisches mit Fiktivem mischt, Vergangenheit und Gegenwart ineinander fließen und die Grenzen zwischen Traum, Vision und Wirklichkeit verwischen. Es geht um Rätselhaftes und Mystisches, um Liebe und Macht. "Soweit möglich, habe ich mich an die historischen Fakten gehalten", erklärte Kilian. "Es gibt jedoch viele Löcher in der Forschung, und genau bei diesen setzt mein Roman an."

Nach fünf Jahren Schreibarbeit ist "Regen am Nil" ab sofort in jeder Buchhandlung erhältlich und derzeit sogar auf der Leipziger Buchmesse anzutreffen. Einmal vom Schriftstellerfieber gepackt, hat der Rheingauer Friseur auch literarische Zukunftspläne: "Mir schwebt vor, aus den Erlebnissen der beiden Hauptfiguren eine Trilogie zu machen", erklärte Kilian. Lachend fügte er hinzu: "Ich hoffe nur, dass dies nicht wieder 16 Jahre in Anspruch nimmt."

Am Sonntag, 28.März, stellt Rainer Kilian seinen Roman um 16 Uhr im Kulturtreff Scheune in Geisenheim vor.