Regen am Nil-Pressestimmen

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Rheingau-Echo vom 13.1.2005    Direkter Link zumArtikel                 ZURÜCK

Eine Frau auf dem Pharaonenthron

Rainer Kilian schreibt Roman um Ägyptenkönigin Hatschepsut

Geisenheim. (red) - Im Frühjahr 2004 hat der Geisenheimer Friseurmeister Rainer Kilian im Selbstverlag (Books on Demand) unter dem Titel "Regen am Nil" einen umfangreichen historischen Roman veröffentlicht. Das Werk dreht sich inhaltlich um die Figur der Ägyptenkönigin Hatschepsut, der ersten Frau auf dem Pharaonenthron, deren Regentschaft und ihr späteres Verschwinden aus der Geschichte bis heute Anlaß zu Spekulationen bietet. Hauptfigur der Erzählung, die ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt, ist der 35jährige Geisenheimer Antiquitätenhändler Felix Menzl, der, getrieben von unerklärlichen Visionen, an den Wirkungsstätten der rätselhaften Regentin seine Recherchen betreibt.

Der berühmte Schweizer Schriftsteller Max Frisch hat einmal die Behauptung aufgestellt, daß alle Geschichten im Grunde auf irgendeine Art und Weise Liebesgeschichten seien. In der an seinen verstorbenen Vater Gustav Kilian adressierten Widmung des Romans zitiert Rainer Kilian einen Satz aus seinem Werk, der diese Auffassung stützt: "Lieben und geliebt zu werden, ist die größte Macht auf Erden".

Der Roman "Regen am Nil" bietet seinen Lesern das bewegende Band der Liebe zweier Menschen gleich im Doppelpack. Da ist zum einen das öffentlich geheimgehaltene Verhältnis zwischen der Pharaonin Hatschepsut und ihrem engen Vertrauten Senenmut, der als Hofwesir und Geliebter in die höchsten Ämter aufstieg. Im Banne dieses geschichtlichen Paares begegnen sich in der Gegenwart der Deutsche Felix Menzl und die griechische Archäologin Melina und betreiben als Liebespaar an ägyptischen Originalschauplätzen eine spannende Spurensuche.

Der Buchautor Rainer Kilian, Jahrgang 1963, ist als Kenner der antiken Geschichte, den viele Reisen in die Mittelmeerregion, besonders nach Ägypten und Griechenland, geführt haben, mit den kulturträchtigen Orten des Geschehens bestens vertraut. Seit 15 Jahren hat sich der hauptberuflich als selbständiger Handwerksmeister Tätige mit der Thematik zu diesem historischen Roman beschäftigt. Nach intensiven Studien begann der verheiratete Vater einer Tochter mit dem Schreiben an seinem ersten Roman, der mit einem breiten Satzspiegel auf 335 eng bedruckten Seiten recht umfangreich ausfiel und einen echten Schmöker abgibt.

Mit einem ständigen Wechsel der Zeitebenen, den Rainer Kilian während des gesamten Verlaufs des Buches beibehält und aufgrund der angesprochenen Parallelstruktur der beiden Liebesgeschichten, erhält das Werk einen verständlichen Kompositionsrahmen. Das abwechselnd in der Vergangenheit und der Gegenwart spielende Romangeschehen wird von den rätselhaften Visionen in Gang gesetzt, die den Antiquitätenhändler Felix Menzl bei der Berührung eines Skarabäus heimsuchen. Fortan handelt diese Romanfigur als ein Getriebener, der zunächst mit einer touristischen Griechenland-Reise Erholung und Ablenkung von den Eingebungen sucht, was ihm jedoch nicht gelingt.

Per Zufall stößt Menzl auf den mysteriösen Todesfall eines offenbar geistig verwirrten Besuchers einer Ägypten-Ausstellung im Frankfurter Senckenberg-Museum, der sich im August 1963 ereignet hatte. Mit der Schilderung dieses dramatischen Vorfalls läßt Rainer Kilian seinen Roman auf spektakuläre Weise beginnen.

Aus dem Griechenland-Urlaub zurück, sucht Menzl Kontakt zu der Tochter des Opfers, einer in Sprendlingen praktizierenden Familien- und Partnerschaftstherapeutin. Nach anfänglichen Irritationen bestärkt Frau Dr. Helmholz den außergewöhnlichen Klienten in seinem Vorhaben, die Ursachen für seine Visionen in Ägypten zu suchen.

Daß Menzl bei seinen Forschungen in Kairo und Luxor seine dort als Archäologin forschende Geliebte Melina wiedertrifft, gibt der Detektivgeschichte ihren zusätzlichen Reiz. In den Gegenwartspassagen nimmt der Leser Anteil an den letztlich erfolgreichen Bemühungen der beiden, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Bei der entscheidenden Entdeckung sorgen die Macht der Elemente, der dem Roman seinen Titel gebende Regen am Nil, für ein spannendes Finale.

Im historischen Teil vermittelt der Roman Einblicke in die vielgestaltige Götterwelt des alten Ägypten und die Stärke des Jenseits-Glaubens, der im Gräberkult und den Mumienritualen seine nachhaltigsten Auswirkungen fand. Hatschepsut war als kinderlose Gemahlin ihres früh verstorbenen Stiefbruders Thutmosis II. an die Regierung gekommen, weil der männliche Thronerbe, ihr Neffe, noch zu jung war. Nach einigen Jahren der Regentschaft offenbarte ihr ein Orakel, daß sie die wahre Königin sei. Sie ließ sich offiziell krönen und war von nun an mit allen Insignien eines männlichen Pharao ausgestattet - sie trug sogar den traditionellen falschen Bart der Pharaonen. Der Tempel der Hatschepsut am Westufer des Nil wurde von ihrem Ratgeber, dem begabten Architekten Senenmut, entworfen, der zugleich der Erzieher ihrer Tochter, der Prinzessin Neferu-Ra, war, die einem Attentat zum Opfer fiel. Ihr Neffe Thutmosis III. nahm es der weiblichen Königin übel, daß sie seinen Platz eingenommen hatte. Als sie gestorben war, befahl er alles zu zerstören, was an seine Tante erinnerte. Dazu gehörte auch ihr Totentempel, der beim fiktiven Ausgang des Romans eine Rolle spielt.

Rainer Kilians Erstlingswerk "Regen am Nil" springt mit einem guten Gespür für die Komposition des Ganzen zwischen den Zeitebenen hin und her und kombiniert dabei historisch belegte Tatsachen mit fiktionaler Freiheit, was einem Romanautoren erlaubt ist. Der Leser verfolgt mit Interesse die Auflösung des Rätsels und wird so bis zum Ende des Romans spannend unterhalten.

Eine Anmerkung des Kritikers zum Schluß: Das Buch weist einige flüchtige Schreibfehler auf, die sich durch die fehlende lektoratsmäßige Betreuung seitens eines Verlages entschuldigen lassen. Diese Nachlässigkeit sollte den positiven Gesamteindruck des Werkes nur am Rande beeinträchtigen.